1. Mai 2017
Scheitern muss nicht sein! So gelingt Ihr IT-Projekt
Wir haben Christian Schallers Einstieg in unser Team zum Anlass genommen, einmal nachzufühlen, wieso viele IT-Projekte scheitern.
Christian Schaller, unser Experte im Bereich IT-Consulting, stand uns hierbei Rede und Antwort. Er verstärkt seit März 2017 unser Consulting Team.
Blog-Redaktion: Lieber Christian, immer wieder gehen Studien durch die Medien, die erstaunlich hohe Misserfolgsraten in IT-Projekten zeigen. Wir denken nur an das im Oktober 2015 gescheiterte, ambitionierte IT-Großprojekt der Deutschen Post, das die Frachtsparte DHL Millionen kostete. Warum scheitern deiner Ansicht nach viele IT-Projekte?
Christian Schaller: Ich habe oft erlebt, dass es schlicht an der fehlenden Definition klarer Anforderungen und Ziele zu Beginn eines jeden IT-Projektes liegt. Häufig werden unnötige Sachen umgesetzt oder wesentliche vergessen. Nicht immer sind von Anfang an die entscheidenden Stakeholder mit an Bord. Kommunikationsprobleme tun den Rest und am Ende ist die Frustration meist groß. Abhilfe kann hier z.B. eine Priorisierung nach dem MoSCoW Prinzip schaffen.
Blog-Redaktion: Könntest du vielleicht kurz erklären, was das MoSCoW Prinzip ist?
Christian Schaller: Natürlich sehr gern. Es handelt sich hierbei um eine effiziente Methode aus dem Projektmanagement, die dem Projektmanager ermöglicht, die Umsetzung der Anforderungen anhand ihrer Wichtigkeit und ihrer Auswirkung zu priorisieren. Dabei fällt der Projektmanager eine „Must, Should, Could und Won´t“-Entscheidung je Anforderung.
Blog-Redaktion: Danke lieber Christian. Würdest du sagen, dass das Scheitern von IT-Projekten auch abhängig ist von der Projektgröße und Branche?
Christian Schaller: Ich denke, dass es durchaus Unterschiede gibt je nachdem, um welche Art von Projekt es sich handelt. Und ja, eine Branchenabhängigkeit würde ich auf alle Fälle attestieren. Es gibt viele Branchen, in denen es zahlreiche Standardlösungen gibt. Aber auch andere, in denen etablierte Standards fehlen und eigene Projektlösungen geschaffen werden müssen oder bestehende Lösungen durch Individualprogrammierung ergänzt werden müssen. Mir gefällt, dass unsere Lösungen ganz ohne zusätzliche Programmierung auskommen und flexibel nur durch Konfiguration angepasst werden können. Auch unterscheiden sich meiner Ansicht nach die einzelnen Branchen im Hinblick auf die Komplexität der abzubildenden Prozesse. Gerade die Baubranche ist durch sehr viele, von Unternehmen zu Unternehmen auch noch unterschiedliche Prozesse mit vielseitigen Anforderungen geprägt. Damit steigt natürlich auch das Projektrisiko.
Blog-Redaktion: Was würdest du sagen, worin liegt der zentrale Vorteil einer Standardlösung?
Christian Schaller: Eine vielseitig einsetzbare Standardlösung bietet dem Kunden eine zuverlässige und solide Basis, mit der ohne großen Entwicklungsaufwand kostengünstig und effizient sehr viele Kundenbedürfnisse abgedeckt werden können. Aufwendige und kostenintensive Neu-Entwicklungen für Kunden weichen einer pragmatischen und variablen Konfiguration der Software auf Kundenseite. So können Prozesse – selbst komplexe – unkompliziert und schnell IT-gestützt optimiert werden, ohne großes Risiko.
Blog-Redaktion: Wenn ich als Kunde eine Standardlösung nutze, brauche ich dann überhaupt noch ein Consulting?
Christian Schaller: Selbstverständlich. Jede Software entfaltet meiner Meinung ihr volles Potential erst durch die richtige Beratung. Denn auch eine Standardlösung gehört an die spezifischen Kundenanforderungen angepasst. Und hier wären wir ja wieder bei der Eingangsfrage. IT-Projekte scheitern häufig genau an diesem Punkt. Was ist wichtig, was unwichtig? Eine simple Frage, die meist nicht eindeutig von den Projektbeteiligten beantworten werden kann. Da kommt das Consulting auf den Plan und hilft die Spreu vom Weizen zu trennen. Klare Ziele zu definieren, komplexe Prozesse zu verstehen und die richtigen Menschen mit an Bord zu nehmen.
Blog-Redaktion: Könnte die Anpassung an die spezifischen Kundenanforderungen nicht auch vom Kunden selbst durchgeführt werden?
Christian Schaller: Selbstverständlich. Voraussetzung ist aber, dass Wissen geteilt wird. Wir bringen unseren Kunden daher auf Wunsch in Admin-Schulungen alles Wichtige zum Thema individuelle Konfiguration bei. Aus eigener Erfahrung würde ich aber trotzdem dazu raten, sich auf einen externen Experten zu verlassen, der erfahren und routiniert die ideale Anpassung vornehmen kann. Zumindest bei kleineren Unternehmen, mit wenigen Projekten.
Blog-Redaktion: Lieber Christian, würdest du sagen, dass es neben der soliden Planung eines IT-Projektes mit klar definierten Zielen, Anforderungen und Verantwortlichkeiten noch einen anderen kritischen Erfolgsfaktor gibt?
Christian Schaller: Meiner Meinung nach werden häufig die beiden wichtigen Faktoren Mensch und Unternehmenskultur vernachlässigt. Hinter jedem Projekt, nicht nur IT-Projekt stehen Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen. Und jedes Projekt wird maßgeblich von den Einstellungen und Interaktionen dieser Menschen untereinander beeinflusst. Wie gut arbeiten sie im Team zusammen? Wie gerne teilen sie ihr Wissen? Wie weit können sie über den eigenen Tellerrand hinausblicken? Genau hier sehe ich eine weitere bedeutsame Rolle für das Consulting. Es ist eben nicht nur das reine Verstehen komplexer Prozesse und das Ableiten strategischer Ziele, sondern auch das Zwischenmenschliche. Seinen Kunden offen und feinfühlig zu begegnen und zu spüren, wann und wie kommunikative Brücken zwischen allen Projektbeteiligten für den gemeinsamen Projekterfolg zu schlagen sind. Die Technik rückt so in den Hintergrund. Was bleibt, ist der Spaß am gemeinsamen Projekt.
Blog-Redaktion: Vielen Dank Christian, für deine Einschätzung zum Thema. Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß in unserem Team und viel Freude bei der Umsetzung vieler erfolgreicher IT-Projekte.
Über Christian Schaller
Vor seinem Einstieg bei uns arbeitete Christian Schaller als Bauingenieur im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz, als IT-Verantwortlicher bei Avantgarde und der FIHM AG sowie als IT-Consultant bei Edcom. Er bringt die Leidenschaft für das Thema Bau mit und als zertifizierter ITIL—Experte das Know-How im IT Service Management. Damit kann er den größtmöglichen Nutzen/Mehrwert für unsere Kunden sicherstellen.